Hämorrhoiden - immer noch eine Tabuzone

Hämorrhoiden - die ewige Tabuzone unter den Schmerzregionen

Vielen Betroffenen ist es unangenehm oder schlicht peinlich: Beim langen Sitzen im Büro oder auf einer Feier tut es weh. Die Anderen wundern sich, dass man schon eine ganze Weile verschwunden ist, um die Toilette aufzusuchen. Und auch beim Radfahren ist es alles andere als schön.

Wer unter Hämorrhoiden zu leiden hat, weiß, wie sich diese Schmerzen anfühlen. Aus Scham suchen Patienten leider erst sehr spät ärztliche Hilfe oder trauen sich nicht, spezielle Cremes zu kaufen oder zu bestellen. Dabei muss das heimliche Leiden überhaupt nicht sein.

WAS GENAU SIND EIGENTLICH HÄMORRHOIDEN?

Der Berufsverband Deutscher Internisten erklärt, was Hämorrhoiden medizinisch betrachtet sind: Unter dem kompliziert klingenden Fachbegriff versteht man laut der Fachärzte "eine krampfaderähnliche oder knotenförmige Schwellung/Erweiterung eines Gefäßpolsters (Schwellkörper), das zwischen dem Enddarm und dem Schließmuskel des Afters liegt". Dieses "Gefäßpolster" wird von den Ärzten auch lateinsch "plexus haemorrhoidalis" genannt und besteht "aus einem Arterien- und Venengeflecht, das gemeinsam mit dem Schließmuskel den Feinverschluss des Afters ermöglicht".

Die Erweiterung der Blutgefäße gehe leider auch noch oft mit einer entsprechenden Entzündung des umliegenden Gewebes beim Patienten einher. Durch diese Schwellung würden die Hämorrhoiden allmählich verstärkt aus dem After "herausgedrückt" und werden so sichtbar für die Patienten und ihre Lebenspartner. Die Hemmschwelle steigt.

ENTSTEHUNG UND URSACHEN

Chronische Verstopfung (Obstipation), häufig in Folge von Bewegungsmangel, Schwangerschaft, eine einseitige und ballaststoffarme (Mangel-)Ernährung sind Faktoren, aber auch Übergewicht kann zur Entstehung von Hämorrhoiden beitragen. Zudem liege oft gleichzeitig eine Schwäche der Gefäßwände vor, so der Internistenverband.

WIE WERDEN HÄMORRHOIDEN ERKANNT UND BEHANDELT?

Bei der ärztlichen Untersuchung wird der Internist oder Proktologe die Analregion/Afterregion anschauen, eine Tastuntersuchung vornehmen und dann auch über die Notwendigkeit einer (End-) Darmspiegelung entscheiden. Diese wird in der Regel ambulant durchgeführt und ist für den Patienten nicht schmerzhaft. Sofern möglich, wird der Patient seine Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten in der Folge konsequent umstellen müssen.

Ist die Erkrankung aber schon fortgeschritten oder hat der Patient auch noch einen Abszess oder eine Analfistel/Analfissur, ist ein operativer Eingriff möglich. Dennoch wird der Betroffene dann nicht umhinkommen, künftig trotzdem seine Lebensgewohnheiten bezüglich Ernährung, Bewegung, Sitzen anzupassen. Viele Patienten schwören auch auf eingeweichte Chia-Samen oder Flohsamenschalen in Verbindung mit ausreichendem Trinkverhalten (2-3 Liter Wasser pro Tag).

TIPPS UND HÄUFIGKEIT

Wichtig: Es gibt zwar frei verkäufliche Mittel gegen Hämorrhoiden, aber der Gang zum Arzt wird auf Dauer nicht ersetzt! Eine Selbstmedikation sollte nur auf das akute Ereignis bis zum Arztbesuch zeitlich begrenzt sein.

Extra-Tipp: Proktologen raten in der Regel von der Verwendung von feuchtem Toilettenpapier ab. Die enthaltenen Stoffe und Freuchthaltemittel reizen die betroffene Region um den After noch zusätzlich. Auch Recycling-Toilettenpapier ist umstritten. Ein normales, weißes, mehrlagiges WC-Papier und bei Bedarf mit Wasser oder seifenfreier Waschlotion reinigen, kann besser sein. Auch das Abrubbeln mit einem Handtuch ist nicht empfehlenswert. Kratzen ist unbedingt zu unterlassen. Frauen wird geraten, bei der Unterwäsche auf Stringtangas zu verzichten. Patienten sind allgemein mit Baumwollunterwäsche (bitte kein Polyester oder ähnliche synthetische, nicht atmungsaktive Materialien) gut beraten. Scharfe Gewürze und Alkohol (bewirkt eine Gefäßerweiterung!) sind ebenfalls schädlich. Die Patienten sollten allerdings täglich auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Wasser, ungesüßter Tee) achten.

Fakt ist außerdem: Rund 50% der Erwachsenen über 30 Jahre leiden nach einer Schätzung des Internistenverbands an Hämorrhoiden. Männer erkranken dabei viel häufiger als Frauen: Bei ihnen leiden sogar 70% der über 30-Jährigen an Hämorrhoiden, betonen die Internisten.

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.